Karl Tierstimmen und Spielwaren

Stimmenmacher

Das 19. Jahrhundert war noch nicht zu Ende, als Hugo Karl in Effelder eine zündende Idee hatte.
Seither arbeiten wir auf Grundlage dieser traditionellen Wurzeln.

Die Geburt der Tierstimmen

Das 19. Jahrhundert war noch nicht zu Ende, als Hugo Karl in Effelder eine zündende Idee hatte.
Die Not war groß, in den Dörfern vor dem Kamm des Thüringer Waldes, und Hugo hatte vier Mäuler zu stopfen. Ein Zubrot war lebenswichtig. Er begann wie viele andere zu dieser Zeit mit der Herstellung von Vogel- und Tierstimmen. Zwischen 1880 und 1890, so genau kann man das Jahr heute nicht mehr angeben, gründete Hugo Karl eine Manufaktur.

Meistens war „Manufaktur“ nicht mehr als eine Stube, ein Kellerraum oder ein an das Wohnhaus angebauter Schuppen, in dem selbst Kind und Kegel mithelfen mussten ein paar Groschen dazuzuverdienen – nichts Außergewöhnliches im damaligen Notstandsgebiet.
Da die karge Landwirtschaft, die gerade mal ein paar Ziegen, Kaninchen, einem Schwein und Federvieh umfasste, immer weniger für den Verkauf abwarf, war Heimarbeit notwendig. Somit tat sich im Sonneberger Raum Konkurrenz, in Form von Drücker, Schiffchenbauer, Schäfchenmacher, Puppen- und Bärenmacher, auf.

So ging es weiter

Am Tage die Landwirtschaft und am Abend wurde im Schein der Petroleumlampe fleißig geklebt und gesägt. Hugo Karl war offenbar ein Meister in Sachen „Quietschen, Pfeifen und Brummen“, denn seine Erzeugnisse verkauften sich recht gut.

Seine Frau Anna Karl trug die Früchte der wöchentlichen Nachtarbeit, fein säuberlich in grobes Papier verpackt, im Tragekorb zu den „Spielzeugbaronen“ nach Sonneberg. Bezahlt wurde gleich an der Haustür, doch der Lohn war meistens jämmerlich. Für jedes Dutzend (12 Stück) erlöste man in dieser Zeit durchschnittlich 70 Pfennige, wovon noch die Materialkosten abzuziehen waren. Zum Vergleich: 1 Hering kostete schon ca. 52 Pfennige. Es kam auch vor, dass Anna Karl nicht den erwarteten Lohn bekam. Enttäuscht musste der Heimweg über ca. 10 km wieder per Fuß angetreten werden.

In der zweiten Generation übernahm Willi und Frieda Karl die Fabrikation von Tierstimmen. Die aufblühende Spielzeugindustrie machte es ihnen leicht, den einstigen Nebenerwerb von Hugo und Anna Karl zu einen Haupterwerb umzuwandeln und geschäftliche Beziehungen, neben den zur territorialen Spielzeugindustrie, auch über den Sonneberger Raum hinaus zu knüpfen. So landete der Karl´sche Stimmenzylinder irgendwann in den Bäuchen der bekanntesten Teddybären von namhaften Teddybärenherstellern in ganz Deutschland.

Trotz all dieser Fortschritte – Weiterhin mussten wichtige Bestandteile hinzugekauft werden. Für eine Eigenfertigung, wie z.B. des Stimmsteines, fehlten zu dieser Zeit die materiellen, wie auch finanziellen Mittel. Das eigentliche Stimmchen wurde einst aus einer millimeterdünnen Messingfolie „geschlagen“ und erst später ausgestanzt. Die Holzscheiben für den Deckel wurden mit dem Spindelstock „herausgerissen“.

Nicht nur die Inflation zwange Willi Karl zum „Stempeln“, um 10 Mark in der Woche zu bekommen, sondern auch wiederkehrende Phasen der Stagnation.
Noch immer diente eine kleine Stube im Haus als Produktionsstätte. Mit der raschen Industrialisierung der Spielwarenindustrie verschwand, in den 60er Jahren, das Berufsbild des Stimmenmachers zunehmend aus dem Landkreis Sonneberg.

Die 90er Jahre

Dieter Karl, Sohn von Willi und Frieda Karl, war einer der Letzten, der dieses Handwerk erlernte und auch in der Folgezeit meisterlich beherrschte.
Über mehrere Stationen musste auch er der gesellschaftlichen Situation bis 1990 Tribut zollen. Doch es konnte ihn nichts in die Knie zwingen. Eisern hielt er an seinem Handwerk fest und gab seine Liebe zur Herstellung von Tierstimmen nie auf.

Die Wendezeit

Wieder forderten gesellschaftliche Veränderungen ab 1990 zum Neuanfang auf. Dieter Karl begann zusammen mit seiner Frau Trude Bemusterungen an ehemalige Abnehmer der Tierstimmen in Ost und West, in mühsamer Kleinarbeit, vorzunehmen. Dieser Fleiß, oftmals unter völliger Zurückstellung persönlicher Bedürfnisse, brachte dann Schritt für Schritt den ersehnten Erfolg.

In diesem Atemzug vollzog sich auch eine Veränderung in Bezug auf das Produktionsumfeld der Tierstimmen. Aus der einfachen Stube entwickelten sich nach und nach, je nach finanziellen Mitteln, moderne Produktionsstätten. In Sohn Mario fand Dieter einen fleißigen Helfer mit Köpfchen, der ihn tatkräftig mit Ideen und Arbeitskraft bei der Expansion des Unternehmens unterstütze. 1993 nahm Mario neben seinem Vater, an der Spitze der Firma, platz und ist seither nicht mehr wegzudenken.

Heute

Unter der erfahrenen Leitung von Mario Karl, zusammen mit seiner Frau Petra und Sohn Lucas, werden die Erzeugnisse für den gesamten Stimmen- & Spielwarenbereich, Oster- & Weihnachtsartikel und auch Zulieferteile für Fremdfirmen hergestellt. Die Fertigung verschiedener Stimmenteile wurde im Laufe der Jahre durch modernste Blas-, Press-, Spritz-, und Stanztechnik ergänzt. Abläufe wurden nach und nach vereinfacht und deren Effizienz durch eigens konstruierte Maschinen gesteigert. 

Die Kniffe der alten Herstellungstechniken, wie sie einst zu Hugo Karls Zeiten gebräuchlich waren, wurden bis in die heutige Zeit übernommen und sind aus der Stimmenherstellung nicht wegzudenken. Heute wie vor 120 Jahren kommt es auf die gleichen präzisen Handgriffe an, um die Klänge so sauber und authentisch herzustellen wie Sie es von uns gewohnt sind.